Sonntag, 10. Juli 2016

LIVE STREAMING - mit Hangout on Air

Hannes Schleeh & Gunnar Sohn
HANSER Verlag 

Gunnar Sohn hat sein Studium in Berlin absolviert und ist Diplom-Volkswirt. Er lebt in Bonn und ist Wirtschaftsjournalist, Kolumnist, Buchautor, Moderator und Blogger. Als Chefredakteur des Online-Magazins ne-na.me (Nachrichten im Netz-Dschungel) bringt er viele Details und Ansichten in die Welt. In der wöchentlichen Sendung (bloggercamp.tv) erfahren die Zuschauer viel Interessantes und Wissenswertes nicht nur über das Streaming. Als leidenschaftlicher Barcamper und Wanderer lebt er zwischen den Welten.

Hannes Schleeh bewegt sich seit Beginn des Internets zielsicher darin. Er entdeckt Neues, Trends und Entwicklungen. Als Medienberater, Buchautor, Blogger und Experte für Google und Livestreaming ist er der perfekte Partner beim bloggercamp.tv. Sein Wissen nutzt er auch bei seiner Tätigkeit als Geschäftsführer des Existenzgründerzentrums Ingolstadt.

Gedacht ist das Buch für jeden, der sich ins rechte Licht setzen, eine eigene Sendung generieren möchte, für Journalisten, PR-Agenturen, Online Marketing-Manager und Medienmacher. Im Inhalt findet man Erklärungen und Anleitungen für Hangout on Air.

Es gibt Checklisten, Hintergrundinformationen, viel Medienkompetenz und reichlich guten Journalismus. Im Start mit den Grundbegriffen und Vorbereitungen zu einer Sendung geht es über mobilen Journalismus und bewegte Bilder zur Medienkompetenz. Auch andere Plattformen werden aufgeführt und beleuchtet.

„Hannes Schleeh ist mehr für die Technik und die neuen Varianten wie Live-Drohnen, Messe-TV oder Greenscreening verantwortlich. Gunnar Sohn ist der Chef-Moderator und belesene Kopf im Team. Er findet sofort die Informationstrüffel in jeder Geschichte.“

Und das kann ich bestätigen. Das Buch steckt voller Ideen, Aussichten und Trends. Die Anleitungen animieren zum Ausprobieren, auch wenn es nun schon einige Änderungen sowohl im Hangout on Air als auch in der vorgestellten Software gegeben hat. Sie sind immer noch sehr nützlich und führen sicher zum Ziel. Schleeh bringt Informationen und gibt Hinweise auf Fehler, die am Anfang auftreten können.

Gerade im Kapitel: „Vorbereitung ist alles“ 

bringt er es auf den Punkt. Was so einfach aussieht und technisch wenig aufwendig ist, ist doch das Produkt guter Planung. Ja auch ein Hangout on Air sollte geplant werden. Natürlich ist mit aller Mobilität auch ein spontanes, flexibeles Handeln möglich. Gerade das macht den Reiz aus. So zeigt er genau, welche Technik notwendig ist und welche Einstellungen zu beachten sind. Damit gelangt man sicher zum ersten eigenen Live-Stream via Hangout on Air, egal wo.

Sehr ehrlich und kritisch wird die eigene Entwicklung beschrieben. Durchgeführte Veranstaltungen werden beleuchtet und für den Leser zu seinem Nutzen aufbereitet. Das kann man natürlich auch auf Youtube sich selbst anschauen.

Hannes Schleeh bringt auf seinem Kanal alle Videos zum Buch und in Verlinkung zum Bloggercamp.tv natürlich noch viel mehr. Wem sich also der Text nicht erschließt, hat zusätzlich die Videos. Ein: „Das versteh ich nicht“ gibt es garantiert nicht mehr. Bloggercamp.tv sendet immer mittwochs um 11:00 und 16:00 Uhr. Auch hier lohnt es sich, reinzuschauen.

Nicht nur die Gaming-Szene sitzt heute nicht mehr vor dem klassischen TV. Viele jungen Leute suchen sich gezielt raus, was sie sehen wollen. Das Fernsehen wird zwar nicht so schnell verschwinden, doch das Publikum ist – nach meinen Erfahrungen - mittlerweile gespalten. Es gibt Zuschauer, die schauen, egal was kommt und es gibt Zuschauer mit einem gewissen Anspruch an das, was sie sehen. So werden die TV-Geräte eher für die Nutzung des Internets eingesetzt. Ein Klick und das TV-Programm ist weggeschalten. Youtube und andere Plattformen stehen hoch im Kurs. Ebenso Streaming. Das sich hier ein Wechsel abzeichnet wird – oder will nicht – wahrgenommen werden.
Momentan scheint das ZDF zu experimentieren. Mit Live-Hangout und Periscope. Zumindest eine Möglichkeit das Publikum auf anderen Plattformen zu erreichen.


Gunnar Sohn beschreibt in seinen Kapiteln die Entwicklung in der Medienlandschaft. 

Medien sollen weder manipulieren noch verfälschen. Zugegeben ein sehr hoher Anspruch, denn jeder nimmt auf, was er in seiner Welt sieht. Doch wozu sonst Journalisten und Medienmacher? Dann können wir es doch beim SocialMedia-Lärm belassen. Es wird was geschrieben – andere sehen es, passen es in Ihre Welt ein und verbreiten es weiter. Objektivität? Fehlanzeige. Doch viele Nutzer lesen, recherchieren und bewerten erst danach. Wenn es dann wirklich aktuelle und objektive Berichte gibt – z.B. via Hangout on Air – vereinfacht es dies.

Besonders hat es mir das Kapitel 12: „Warum Unternehmen eine erweiterte Medienkompetenz benötigen“ angetan.


Viele Manager und Firmeninhaber kommen aus der Welt des Büros nicht heraus, verschließen sich neuer Technik und so neuen Möglichkeiten. Oft gibt es nicht nur Berührungsängste, wie ich immer wieder feststelle, sondern eher die Angst etwas nicht kontrollieren zu können. Kein Wunder – denn wir haben in Deutschland keine Fehlerkultur. Fehler sind schlecht und machen dich zum Verlierer! Damit werden – hoffentlich wurden – wir groß.
Öffentlich etwas von mir geben, was sofort im Netz landet – das geht nicht, das muss vorher genau durchdacht werden, dafür gibt es Pressemitarbeiter und gesonderte Schulungen. Sicher, es schadet nicht vor dem Sprechen zu denken, doch ist eine Verweigerung wirklich hilfreich?

Ein weiterer Punkt ist der Wechsel in der Arbeitsplatzbeschaffenheit. 

Immer mehr Menschen suchen verschiedene, auf ihre Bedürfnisse angepasste Möglichkeiten die Arbeit effektiv und ohne Stress zu erledigen. Oder sie suchen – in puncto Zeit und Raum - flexible Arbeitsplätze. Ein Wandel, der sich immer mehr durchsetzt und ein Umdenken der Chefs nötig macht, wenn sie motivierte sowie gute Mitarbeiter bekommen und halten wollen.

„Wünsche des Nachwuchses: .. Sie fordern Selbstbestimmung und Sinn bei der Arbeit. …“

Dies kann ich nur unterstreichen! Das große Geschrei um die Generation Y und die verlotterte Jugend. Die Aussagen sind gleich: „Ich möchte was bewegen, die Arbeit muss Sinn machen, ich will nicht von früh bis spät im Büro sitzen und eintönige Tätigkeiten abarbeiten – ich bin doch kein Roboter …“ Das hört man, wenn man sie fragt und wirklich zuhört. Sie wollen keine Arbeit, die sie lediglich lebenslang ausführen. Sie wollen eine Arbeit die sie ausfüllt, die ihre Ideen und Anregungen aufnimmt, die sie verändern können, wann und wo ist egal. Flexibilität steht im Vordergrund. Eben Selbstbestimmung.

Und so könnte ich Kapitel für Kapitel zitieren und kommentieren. Gunnar Sohn bringt es immer wieder auf den Punkt. Sein feiner, bissiger Humor macht das Buch zu einem Erlebnis. Hannes Schleeh und er leisteten und leisten Pionierarbeit. Man kann anhand des ungeschönten Textes sehr gut nachvollziehen, welche Nerven es gekostet hat, die Entwicklung bis heute mit voran zu treiben, sich gegen Ämter und Behörden zu stellen. Mitunter wird brisantes Hintergrundwissen preisgegeben, welches sich zu lesen lohnt.

Ich bin mir nicht sicher, ob dieses Buch wirklich an die richtigen Leute kommt. Für mich ist der Titel zu sehr auf das Live Streaming via Hangout on Air eingeengt, obwohl es ungemein mehr Potenzial hat. 

Es ist ein Statement für Innovation und Qualität.


Dieses Buch sollte in die „Pflichtlektüre“ der Unternehmer, Firmenchefs, Marketingverantwortlichen, PR-Mitarbeitern und Politikern aufgenommen werden. Auch wenn keiner von ihnen Live-Streams machen will.


Wie immer bei Hanser, mit dem Erwerb des Buches bekommt man das E-Book. Einfach genial. Damit bin ich unabhängig, kann unterwegs nachschlagen oder weiterlesen und habe doch das Buch, um damit zu arbeiten.